Heidi Tomiak

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Abschied von Jes

 

Anarchist wie Hedonist,

 

Avantgard - wie Satanist,

 

mit 'ner Riesensilhouette

 

 

Riesenhut und Riesenkette,

 

 

das war Jes als Galerist.

 

 

 

 

 

Und er liebte, das war klar

 

 

eine laute, aber lahme

 

 

vollgestopfte Hundedame,

 

 

der er ziemlich schnuppe war.

 

 

 

 

 

Von Paris ganz fasziniert,

 

 

hat er, von der Kunst ergriffen,

 

 

auf''s Familiengut gepfiffen

 

 

und sich prächtig amüsiert.

 

 

 

 

 

Dass in seiner Galerie

 

 

seine ganze Liebe steckte.

 

 

daß er oft Talent entdeckte,

 

 

lohnte sich geschäftlich nie.

 

 

 

 

 

Dennoch ging es ständig rund,

 

 

täglich kamen seine Gäste

 

 

und die fröhlich-feuchten Feste

 

 

sind noch heut in aller Mund.

 

 

 

 

 

Leider wurd nicht nur gezecht,

 

 

so geriet er dummerweise

 

 

unbedacht in falsche Kreise,

 

 

und das hat sich bald gerächt.

 

 

 

 

 

Des Vergehens überführt,

 

 

wurde, wegen harter Drogen

 

 

ihm die Freiheit barsch entzogen

 

 

und er wurde abgeführt.

 

 

 

 

 

Doch das war, wie jeder weiß,

 

 

trotz der unerwünschten Lage,

 

 

für sein Leben, ohne Frage,

 

 

just a blessing in disguise.

 

 

 

 

 

Denn, nur dank der Staatsgewalt,

 

 

kamen seine Zuckerwerte,

 

 

die er täglich noch vermehrte

 

 

über Nacht zu einem Halt.

 

 

 

 

 

Dreißig Jahre Saus und Braus

 

 

hinterließen ihre Spuren

 

 

und noch ehe wir's erfuhren,

 

 

lag der Jes im Krankenhaus.

 

 

 

 

 

Für die Schwestern war's ein Glück,

 

 

denn er schenkte Schokolade,

 

 

vorzugsweise von Sawade

 

 

und sie priesen jedes Stück.

 

 

 

 

 

Selbst der Arzt, der ungerührt,

 

 

ihm drei Zehen abgenommen,

 

 

hat 'ne Kiste Wein bekommen

 

 

und das hat ihn tief berührt.

 

 

 

 

 

Und doch war er irritiert

 

 

denn kaum lag der Jes im Koma

 

 

säuselte er,  "Ja, Ilona"

 

 

und das hielt er für verwirrt.

 

 

 

 

 

 Fort der Riesenhut, die Kette,

 

 

fort die Zeit der Schlemmerei'n,

 

 

schwach die Riesensilhouette;

 

 

Jetzt trank Jes den letzten Wein

 

 

und schlief sanft in seinem Bette

 

 

friedlich und für immer ein.

 

 

 

 

 

***

 

 

Nie wieder nahen seine Schritte,

 

 

nie wieder schenkt er fröhlich ein,

  home

 

wird niemals mehr in unsrer Mitte

 

doch unauslöschlich in uns sein.

 

 

 

H.T.